Geschichten


EINE REISE IN DIE UMGEKEHRTE WELT

PAPA AUF DER SUCHE NACH DEM GLÜCK

HIMMELGIESSKANNENTAG

HERR TRAURIGMANN GING SPAZIEREN


Auszug aus einem Entwurf

„Eine Reise in die Umgekehrte Welt

Reise mit der Phantasie … eine Gebrauchsanweisung und Empfehlung für jeden Tag

Zuallererst möchte ich sagen, dass es in der Umgekehrten Welt keine Ecken und Kanten gibt. Es ist einfach unmöglich sich mit dem Kopf an der Wand zu stoßen. Und daher ist es höchst und besonders empfehlenswert jeden Tag ein bisschen in die Umgekehrte Welt zu reisen.

Doch es gibt einen wichtigen Hinweis, eine Regel, die du dir unbedingt merken musst. Und diese Regel heißt, dass es in der Umgekehrten Welt keine Regeln gibt, weil sie umgekehrt sind. Das musst du dir gut einprägen. Das ist von riesengrößter Wichtigkeit.

In der Umgekehrten Welt, da schillert das Wasser nicht grün oder blau. In der Umgekehrten Welt, da ist das Wasser gelb, rosa oder orange, so wie es einem selbst gerade gefällt. Denn die Umgekehrte Welt ist einfach nur verkehrt herum, wie ein Pullover, den man sich verkehrt herum angezogen hat […] wo der Kopf aus dem einen Ärmel schaut und das Bein aus dem anderen Ärmel. […]

Um in die Umgekehrte Welt zu reisen, musst du nur deine Arme verstecken. Und das geht ganz einfach: du legst dich an einen gemütlichen Platz nieder, du holst mit beiden Armen etwas Schwung und platzierst deine Hände auf deinen Augen. Dann lässt du deine Hände herunter rutschen und klappst beide Augenlider nach unten und lässt dich von den Wimpern streicheln. Dann schließt du deine Ohren. Und dann geht es los. Und so kannst du ganz leicht und jeden Tag und Morgen und Mittag und Abend die Umgekehrte Welt besuchen. Sei aber bitte nicht ungeduldig, denn die Umgekehrte Welt hat sich vielleicht noch etwas im Lärm verheddert und braucht ein wenig Zeit, um […] dich zu begrüßen. […]

In der Umgekehrten Welt gibt es Häuser, die genauso aussehen wie unsere Häuser. Nur sind sie dünner, denn die Menschen, die in der Umgekehrten Welt leben, brauchen nicht soviel Platz, sie sind auch nicht so dick oder dünn wie wir. Die Menschen in der Umgekehrten Welt sind Scheiben. Sie sind so dicke Scheiben wie die Käsescheiben dick im Supermarkt sind. Die Bäume in der Umgekehrten Welt sind oft viel größer und breiterdoch auch sie sind Scheiben, auf denen man entlangschlittern kann. […]

Nur die Spezialisten können die Umgekehrte Welt mit offenen Augen besuchen. Denn wer noch Lehrling im Herumreisen ist, bei dem kann sich die Umgekehrte Welt nicht um sich selbst herumdrehen, weil das nicht geht. Das ist einfach so, da braucht man keine Fragen stellen, wenn man es nicht versteht. Denn in der Umgekehrten Welt gibt es nicht so viele Gründe für die Dinge. Das sind einige Grundregeln für die Umgekehrte Welt. Doch Regeln gibt es ja gar nicht in der Umgekehrten Welt, denn die sind ja auch umgekehrt. Das sagte ich schon. Doch es ist von riesengrößter Wichtigkeit sich diese Regel zu merken und auf sie acht zu geben. So kann man in der Umgekehrten Welt soviel Kekse essen bis man platzt, denn wenn man dann platzt, dann… ach man platzt doch gar nicht in der Umgekehrten Welt. Das solltest du jetzt schon wissen. […]

In der Umgekehrten Welt […] duftet es nach Schokolade […] und manchmal nach […] Petersilie, so wie es einem gefällt. Und wenn man dann Spezialist ist, dann dreht sich die Umgekehrte Welt einfach um sich selbst herum um und dann kann man sie mit offenen Augen sehen.

Ich empfehle dahingehend dringend mindestens einmal am Tag die Arme zu verstecken und die Umgekehrte Welt zu besuchen und Spezialist zu werden.


Auszug aus

Papa auf der Suche nach dem Glück“

eine Geschichte über den Lärm des Streitens, die Trennung der Eltern und das Glück

In einer Höhle unter der Erde lebt ein kleines Regenwürmchen, zusammen mit seiner Mama. […]

Rosemarie mag den Regen nicht. Von ihm bekommt sie Schnupfen. Dann muss sie immer niesen.

Hatschi.  

Deshalb trägt Rosemarie stets einen Schirm mit sich […] Rosemarie hat Ohren, die größer sind als die von allen anderen Regenwürmchen. So kann sie Töne und Musik besonders gut hören. […]

Rosemarie liebt es, die Tautropfen auf den Grashalmen mit ihren Fingern anzustupsen. Dann hüpfen sie hoch und springen hinunter. Sie klopfen und machen Musik. […]

Pitsch. Patsch. […]

Rosemarie lebt mit ihrer Mama allein. Ihr Papa ist schon lange auf Reisen. Er ist auf der Suche nach dem Glück. Er hat niemanden gesagt, wo er es finden mag. […] Und Geheimnisse behält man leise für sich.  

Psst.

Als der Papa noch bei Mama und Rosemarie lebte, suchten Mama und Papa im ganzen Haus gemeinsam das Glück (…) Sie riefen ganz laut nach ihm. […] Auch für Mama und Papa war es laut, obwohl sie kleinere Ohren haben. Doch sie waren erwachsen und daran gewöhnt. […]

Überall hatte Papa schon gesucht, in jeder Ecke, in jedem Winkel des Hauses. […]

Eines Abends, als Mama und Rosemarie schliefen, hat er seine Koffer gepackt und alle Sachen hinein gestopft […] er wollte das Glück unbedingt finden. Es musste sich irgendwo verstecken […]

Rosemarie und Mama wissen nicht, wohin der Papa verreist ist […]

Nun, wenn Mama und Rosemarie zusammen sind, sitzt das Glück bei ihnen […] Wenn Mama Rosemarie einen Kuss gibt, dann kitzelt es Rosemarie […] Ab und zu kullert vor Freude ein Tropfen aus Mamas Auge. Er ist so nass wie die Tautropfen […] wenn sie hoch und runter springen […]

Pitsch. Patsch.

—–

Rosemarie und Mama haben eine Postkarte bekommen. Vom Papa (…) Auf seiner Reise hat er ganz viele Glücks getroffen. Eins ist bei ihm geblieben. […]


Auszug aus

Himmelgießkannentag

eine Geschichte über August, Frau Rosenkohl und die Regenschirmaugen

[…] manchmal, wenn er Frau Rosenkohl ganz gern hat, dann schenkt er ihr einen weißen Rosenstrauß. Weiße Rosen mag Frau Rosenkohl am liebsten. Rote Rosen findet sie doof, da sie niemanden hat, den sie liebt und rote Rosen bekommt man von jemanden, den man liebt. […] Deshalb schenkt August Frau Rosenkohl weiße Blumen […] er hat Frau Rosenkohl sehr gern, nur küssen will er sie nicht und wenn man jemanden immer wieder küssen mag, dann heißt das, dass man ihn liebt. Aber es muss auf den Mund sein. Und das kann sich August nun so gar nicht vorstellen, dass er Frau Rosenkohl auf den Mund küsst.

IgittIgitt. […]


Auszug aus

„Herr Traurigmann ging spazieren“

eine Geschichte über das Traurigsein und Freundschaft, die zwickt

Herr Traurigmann ging spazieren. Er nahm seinen Spazierstock, zog seinen Mantel an, band seine Schuhe zu und setzte seinen Hut auf. Er nahm den Schlüssel, steckte ihn in die Manteltasche, die Tür fiel ins Schloss und sogleich stand er auf der Straße […] die zur Kreuzung führte, wo sie sich mit vier Himmelsrichtungen die Wege teilte.

Er ging zur […] Ampel, ließ Autos und Fahrradfahrer vorbeiziehen und wartete auf das rotgefärbte Männchen, dass sich mit einem Hüpf sein grünes Kleid anzog. Dann hüpfte auch er. […]

Es war mitten am Tag. Die Menschen […] traten ein und aus den Läden, sie wühlten in ihren Taschen oder ließen Gebäckkrümel auf den Boden plumpsen.

Plumps […]

Herr Traurigmann dachte […] darüber nach, was geschehen würde […] Wenn der Wind […] ein Lied spielen würde […] für jeden Einzelnen […] wenn all diese Menschen sich tanzend zu diesem Lied […] bewegten […] wie lustig es wäre. Da zwickte Herr Traurigmann jemand ins Ohr […]

 Zwick. […]

Fred ist eine einfache Stadttaube, er hat ein graues Federkleid und am Hals schmückt ihn ein weißes Flaumenlätzchen. Er kennt die Stadt bis in seine kleinste Taubenfeder […]

 Und Fred zwickte Herr Traurigmann […] mit seinem Schnabel ins Ohr. Auch Erna gesellte sich nun auf die andere Schulter und zwickte mit.

 Zwick. Zwick […]

 Erna war Freds Ehefrau […] Sie zog das Verlangen eines blitzeblank von Kuchenkrümeln befreiten Bodens vor […] was ihrer Statur ein wohlgeformtes Bäuchlein gab.

Erna und Fred zwickten Herr Traurigmann […] in beide Ohren […] Herr Traurigmann legte seine Lippen aufeinander. Er zog diese fast zu den Ohren […] Er öffnete seine Lippen und heraus kam ein

Hihihi […]

Und wenn man genau hinsah, errötete das Mauerwerk der einzelnen Läden für einen Augenblick und schmunzelte. Ach, Herr Traurigmann lachte. […]

Hihihi. Hahaha. […]


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